Die Regierungen von Deutschland und Frankreich müssen in die Gänge kommen, um Europa zu reformieren. Das machten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der internationalen Diskussionsrunde beim DGB-Bundeskongress deutlich. Denn: Ohne ein soziales Europa, keine faire Globalisierung.
Laurent Berger (Generalsekretär der französischen CFDT) und Reiner Hoffmann (Vorsitzender des DGB) DGB
"Europa ist eine Chance", sagte Laurent Berger, Generalsekretär der französischen CFDT, den Delegierten in seinem Impulsreferat. Er machte deutlich, dass die Transformation der Arbeit – in Europa und der Welt – nicht ohne Beschäftigte und Gewerkschaften gestaltet werden kann. "Die Herausforderungen müssen gemeinsam angegangen werden", so Berger. Die Gewerkschaften dürften bei den Entwicklungen nicht nur Zuschauer sein, um sie im Sinne der ArbeitnehmerInnen zu gestalten.
Berger betonte die Rolle des "deutsch-französischen Motors" für den europäischen Fortschritt und das europäische Friedensprojekt. "Das müssen wir den Regierungen noch mal sagen", so der CFDT-Vorsitzende. Die Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) Sharan Burrow hob hervor: "Ein soziales Europa ist nicht nur wichtig für Europa, es ist wichtig für die ganze Welt." Sie forderte eine ILO-Konvention für internationale Liefer- und Wertschöpfungsketten, um die Würde der Arbeit weltweit wieder herzustellen.
Laurent Berger (CFDT), Moderatorin Dr. Daniela Schwarzer, Albert Kruft (Solvey Deutschland), Bianca Cucinello (Grouparma), Sharan Burrow (IGB) und Peter Scherrer (EGB) DGB/Simone M. Neumann
Der stellvertretende Vorsitzende des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) Peter Scherrer richtete deutliche Appelle an die Regierungen von Frankreich und Europa. "Das Tandem muss in Schwung kommen, beide müssen richtig in die Ketten treten", forderte Scherrer. Es reiche nicht aus, wie auf die aktuellen Herausforderungen reagiert werde. Er forderte auch den DGB auf, diesbezüglich Druck auf die neue Bundesregierung auszuüben. "Das soziale Europa wird nicht in Brüssel gemacht – es wird in Brüssel und den Hauptstädten gemacht", so Scherrer. Er erwarte von der Regierung, "dass da was passiert."
Die Europäischen Betriebsräte Albert Kruft und Bianca Cucinello berichteten von ihren Erfahrungen und den Herausforderungen in der Interessenvertretung europäischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie forderten eine Stärkung der Europäischen Betriebsräte, um die Demokratie und den sozialen Dialog in europäischen Betrieben voranzubringen.